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Angst vor Kontrollverlust

Termine, Verabredungen, Verpflichtungen, Familie, Freunde – der Alltag ist oft ziemlich vollgestopft und viele Menschen müssen diesen daher gut planen, um alles unter einen Hut zu kriegen. Obwohl man sich an Terminkalendern und To-Do-Listen bedient, neigt man doch oft dazu viele Dinge im Kopf behalten zu wollen. Der Wunsch, der dahintersteckt, ist vor allem das Bedürfnis alles im Blick zu haben und somit auch eine gewisse Kontrolle zu erlangen. Jedoch möchte man in diesem Zusammenhang auch oft eine Form von Gewissheit bekommen – nicht selten auch über die Dinge, über die man schlichtweg keine Gewissheit bekommen kann, weil z.B. andere Personen involviert sind. Tut man sich schwer damit, zu akzeptieren, dass manche Dinge außerhalb seiner eigenen Kontrolle liegen, kann es in extremen Formen auch zu einer Angst vor Kontrollverlust kommen.

 

Was genau kann man unter Kontrolle verstehen?

Völlig gleich, ob wir nun versuchen das Verhalten einer Person oder zukünftige Ereignisse zu kontrollieren – es ist nie vollends möglich. Die Vorstellung von absoluter Kontrolle ist und bleibt eine Illusion. Dafür ist das Leben einfach zu volatil – und in meinen Augen passieren die besten Dinge sowieso auf ungeplanten Umwegen ;-) Durch gute Planung, kann es einem allerdings gelingen ein gewisses Gefühl von Kontrolle zu haben. Das Bedürfnis nach Kontrolle und Selbstbestimmung an sich ist sogar eines unserer Grundbedürfnisse: Man möchte eigene Entscheidungen treffen und sein Leben weitestgehend selbst bestimmen. Und das ist vollkommen in Ordnung und auch wirklich wichtig. Tun wir das nicht, dann leben wir fremdbestimmt und stellen möglicherweise eines Tages fest, dass wir gar nicht wissen, was wir eigentlich wollen. Wie du herausfinden kannst, was du im Leben wirklich willst, kannst du hier nachlesen.

 

Ein Problem entsteht erst dann, wenn wir zu viel kontrollieren möchten und dadurch die Fähigkeit zur Entspannung verlieren. Oder aber wenn man Dinge kontrollieren möchte, die außerhalb unserer Möglichkeiten liegen. Ist der Wunsch nach Kontrolle zu stark, kann es passieren, dass man gewisse Ängste im Bezug auf den Kontrollverlust aufbaut.

 

So sehr wir es uns auch Wünschen, auch unsere Gedanken und Gefühle können wir nicht immer kontrollieren. Du kennst bestimmt das Beispiel mit dem rosa Elefanten, an den man nicht denken soll. Wie sollte es anders sein, sobald es erwähnt wird, denkt man automatisch an diesen rosa Elefanten. Aber auch bei unseren Gefühlen ist es so. Egal ob wir wütend, sauer oder glücklich sind, die Kontrolle darüber haben wir nur bedingt. Letztlich ist das einzige, was wirklich in deiner Kontrolle liegt, die Art und Weise, wie du mit deinen Gedanken, Gefühlen und Ereignissen umgehst.

 

Wie kannst du nun also mehr Kontrolle gewinnen?

Indem du dir dein Verhalten bewusst machst und aktiv auswählst, wie du auf gewisse Situationen, Gefühle und Menschen reagierst und agierst. Denn nur so kannst du Einfluss nehmen. Unternimmst du beispielsweise etwas, was dir Freude bereitet, so steigerst du natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass es dir gut geht. Entgegnest du Menschen offen und herzlich, so steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie dir ebenfalls so begegnen. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen man dir nicht entsprechend begegnet, sondern vielleicht gereizt, verärgert oder einfach nur schlecht gelaunt reagiert. Wahrscheinlich hat derjenige einen schlechten Tag gehabt, zu lange nichts gegessen, Streit zu Hause oder oder oder… Ist das der Fall, dann lass dir auf keinen Fall deinen Tag davon vermiesen. Denn so verlierst du letztendlich wieder an Kontrolle, schließlich gibst du in dem Moment einer (eventuell sogar fremden) Person die Macht darüber, zu bestimmen, wie du dich den Rest des Tages fühlst. Und diese Macht sollte keiner aus dir selbst haben oder?

 

Was steckt hinter der Angst vor Kontrollverlust?

Häufig steckt hinter der Angst vor Kontrollverlust die Tatsache, dass wir zu hohe Anforderungen an uns selbst stellen. Die wenigsten Menschen wachen morgens auf und schauen erst dann ganz entspannt, wie sie ihren Tag verbringen. Häufiger ist es so, dass wir Verpflichtungen haben und dadurch auch konkrete Vorstellungen davon, wie der Tag verlaufen soll. Haben wir dauerhaft zu hohen Anforderungen an uns, unsere Mitmenschen und das Leben allgemein, so kann es dazu kommen, dass wir unserem Körper und Geist nicht die nötige Ruhe geben und sich eine Überforderung einstellt.

 

Kreisen in deinem Kopf häufiger Gedanken wie „Ich kann das alles nicht schaffen“, „Wie soll ich das noch in meinen Tag bekommen“ oder ähnliches, deutet es darauf hin, dass du mindestens gedanklich überfordert bist. Es ist ein wichtiger Hinweis, auf den du hören solltest, denn dein Geist versucht dir mitzuteilen, dass dir etwas gerade zu viel ist. Ignoriere diese Gedanken auf keinen Fall, denn wer sich keine Zeit nimmt seine Gesundheit zu pflegen, muss sich irgendwann Zeit dafür nehmen eine Krankheit zu heilen.  

 

Wie kann man die Angst vor Kontrollverlust überwinden?

Oftmals hat man den Wunsch seine Ängste, in diesem Fall die Angst vor dem Verlust der Kontrolle, zu überwinden. In diesem Bezug gibt es verschiedene Ansätze, die man verfolgen kann:

 

1.     Kontrolliere dein eigenes Verhalten

Gib täglich dein Bestes einen positiven Einfluss auf dich, deine Gedanken, deine Gefühle und deine Umwelt zu nehmen. So wie man in den Wald ruft, kommt es bekanntlich zurück. Aber vergiss nicht, dass auch die Kontrolle des eigenen Verhaltens keine Garantie für ein perfektes Gelingen bringt. Es ist ein stetiger Prozess, der mit viel Aufwand verbunden ist. Gerade dann, wenn man sich bereits länger in einem anderen Denkmuster befunden hat.

 

2.     Mach es dir leichter

Wenn du an dem Punkt bist, dass dir etwas zu viel wird, dann akzeptiere es. Traue dir mal zu einfach weniger zu machen. Es muss ja auch nicht immer perfekt und 100% sein, gut ist gut genug. Das soll natürlich jetzt kein Anreiz sein, dir stets und ständig Ausreden zu suchen, sondern vielmehr eine Anregung dazu, sich die notwendige Ruhe zu nehmen. Die Wichtigkeit von einer Auszeit und Zeit für dich, habe ich in diesem Artikel genauer beschrieben.

 

3.     Gedankenexperiment

Was passiert im schlimmsten Fall, wenn du die Kontrolle verlierst? Wie würde es sich äußern und was für Folgen resultieren daraus? Würdest du gewisse Dinge aufschieben, wenn ja welche sind das und warum? Beschäftigt es dich, was andere über dich denken könnten, wenn du in deinen und/oder ihren Augen nicht „perfekt“ funktionierst? Beantworten wir diese Fragen für uns, stellen wir meist fest, dass die Folgen eines Kontrollverlustes gar nicht so gravierend sind.

 

Also, worauf wartest du? Trau dich, die Kontrolle zu verlieren:

Übung macht ja bekanntlich den Meister und auch beim Thema Kontrolle/Kontrollverlust ist es so. Man sagt nicht ohne Grund, dass man Ängste am besten überwinden kann, in dem man sich ihnen stellt. Also habe Mut die Kontrolle auch mal zu verlieren oder bewusst abzugeben, in Situationen, die du sonst gern kontrolliert hast.

 

Und nicht vergessen: Die Angst vor Kontrollverlust ist auch immer eine Einladung Neues auszuprobieren. Wenn du dich Stück für Stück der Thematik immer mehr stellst, wirst du merken, dass der Verlust von Kontrolle nicht per se negativ ist, sondern dir mitunter auch einfach viel mehr Freiheit gewährt.

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