Kennst du das Gefühl, wenn jemand scherzhaft einen Kommentar abgibt, der für andere vielleicht keine große Sache ist, du selber hast aber für den Rest des Tages daran zu knabbern? Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier einer deiner emotionalen Trigger-Punkte getroffen wurde sehr groß.
Wir alle haben emotionale Auslöser und es ist nicht immer einfach diese zu identifizieren. Aber der Prozess unsere Trigger kennenzulernen und zu verstehen kann unseren Heilungsprozess unterstützen und hilft uns dabei zu erlernen, wie wir solche Situationen in Zukunft besser bewältigen können.
Ca. 30 – 50 % unserer Handlungen durch Gewohnheiten ausgeführt werden und dies ebenfalls anhand eines Triggers geschieht, habe ich das Thema in meinem Blog Gewohnheiten ändern schon einmal kurz angeschnitten.
Was genau Trigger nun eigentlich sind, wie wir sie identifizieren können und wie wir es schaffen können uns von einigen emotionalen Triggern zu lösen, verrate ich dir jetzt.
Was sind emotionale Trigger?
Emotionale Trigger beeinflussen viele Aspekte unseres Lebens. Häufig stellen sie auch die größten Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen dar. Wer kennt es nicht? Ein Mensch steht einem Nahe und drück unbewusst auf einen deiner Trigger-Punkte und löst damit eine Flut von Emotionen, Reaktionen vielleicht auch Überreaktionen aus und das obwohl weder du, noch die Person dir gegenüber das beabsichtigt hat. Wäre doch schön, wenn man das in Zukunft vermeiden oder runterschrauben könnte oder?
Letztendlich können emotionale Trigger alles sein, was eine intensive Reaktion unabhängig von unserer aktuellen Stimmung auslöst: Erinnerungen, Erfahrungen oder Ereignisse. Emotionale Trigger-Punkte können auch in Verbindung mit einer posttraumatischen Belastungsstörung stehen. Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung haben betroffene Menschen (vorübergehend) Schwierigkeiten mit gewissen Situationen umzugehen oder sich an diese anzupassen. Aber nicht nur Menschen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden haben Trigger-Punkte. Jeder hat sie. Ausgelöst werden sie in der Regel durch unschöne Erfahrungen. Wurde uns beispielsweise lange eingeredet wir seien nichts Wert und wir haben uns aus diesem Glaubenssatz mühsam rausgekämpft, drückt jedes Ereignis, jede Situation die uns vermittelt, wir seien nichts Wert auf unseren Trigger-Punkt. Dies geschieht unbewusst und oftmals ist es auch gar nicht die Intention unseres Gegenübers. Wir sind nur einfach vorsichtig geworden und versuchen natürlich unsere Grenzen zu wahren.
Um einen Trigger auszumerzen, sollte man zu aller erst wissen, was diesen auslöst und sich kritisch hinterfragen, ob dieser Punkt wirklich gedrückt wurde, oder ob man möglicherweise nur etwas hineininterpretiert hat – ebenfalls aufgrund schlechter Erfahrungen. Zu wissen, was unsere emotionalen Trigger sind und wie man damit umgeht, ist ein wichtiger Bestandteil unserer mentalen Gesundheit.
Wie erkenne ich meine Trigger?
Auch wenn Trigger von Person zu Person so unterschiedlichen sein können, wie der Mensch an sich individuell ist, hat jeder gewisse Punkte auf die er sich ungern drücken lässt.
In der Regel gibt es aber eine Parallele bei vielen Menschen. Situationen der Ablehnung, des Verrats oder das Gefühl einer ungerechten Behandlung lösen in fast jedem intensive Emotionen aus. Ein wichtiger Schritt beim Erkennen der Auslöser besteht darin ganz genau aufzupassen, wenn eine Situation starke emotionale Reaktionen erzeugt. Neben dem Anstieg der Emotionen können ebenfalls körperliche Symptome wie ein hämmerndes Herz, Magenverstimmung, Zittern oder Schwindel sowie verschwitze Handflächen auftreten.
Wenn du eines dieser Anzeichen bemerkst, dann tritt einen Schritt zurück und gehe in dich. Schaue, welches Ereignis die entsprechende Reaktion ausgelöst hat.
Ein Beispiel:
Du hast den ganzen Nachmittag damit verbracht die Wohnung bis ins Kleinste zu reinigen und hast sogar etwas umdekoriert. Freudig wartest du darauf, dass dein Partner von der Arbeit kommt und bis gespannt auf die Reaktion. Zu Hause angekommen geht dieser direkt in die Küche, macht sich etwas zu Essen und setzt sich aufs Sofa. Ein Kommentar zu dem Zustand der Wohnung wird nicht abgegeben. Du bist enttäuscht, dass deine Arbeit nicht anerkannt wird und es machen sich Emotionen wie Wut und Frust breit. Sätze wie „Fällt dir etwas auf?“ oder „Ich habe den ganzen Tag geputzt und du würdigst es nicht mit einem Blick“ liegen dir auf der Zunge.
Wenn solche Emotionen aufkommen, dann versuche bewusst den Gefühlen zu folgen, um ihrem Ursprung auf die Schliche zu kommen. Vielleicht hast du dich in deine Teenager-Zeit zurückversetzt gefühlt, in der du das Haus immer perfekt hinterlassen hast, um die Anerkennung eines gleichgültigen Elternteils zu erhalten.
Wird der emotionale Trigger (Gleichgültigkeit des Partners) aktiviert, so wirst du in diese Zeit des Lebens zurückversetzt, in der du das Gefühl hattest, was du getan hast, war nicht gut genug.
Aber natürlich ist die Verbindung nicht immer ganz so klar. Manchmal musst du auch wirklich tief graben, um den Ursprung zu finden. Aber nur, wenn du das auch tust und deine Trigger identifizierst, hast du auch die Möglichkeit an ihnen zu arbeiten.
Also sei stets neugierig, wenn starke Emotionen auftauchen und versuche nicht sie zu ignorieren oder zu unterdrücken. So kannst du einen Einblick darin erhalten, was sie ausgelöst haben könnte.
Häufige Auslöser:
- Du erfährst Ablehnung
- Du wirst verlassen oder dir wird damit gedroht verlassen zu werden
- Hilflosigkeit in schmerzhaften Situationen
- Du wirst ignoriert
- Jemand steht dir nicht zu Verfügung/Hat keine Zeit für dich
- Jemand gibt dir die Schuld an etwas
- Jemand kritisiert dich
- Jemand nimmt sich keine Zeit für dich
- Jemand freut sich nicht darüber, dich zu sehen
- Jemand versucht dich zu kontrollieren
Was passiert, wenn du dich deinen Triggern hingibst?
- Du wirst wütend
- Du wirst bedürftig
- Du neigst dazu es allen recht machen zu wollen
- Du ziehst dich zurück
- Du gibst anderen die Schuld für deinen Schmerz
- Du wendest dich einer Sucht zu (Alkohol, Drogen, Essen, Einkaufen, Arbeit, Glücksspiel)
Wie dir vielleicht bewusst ist, sind all diese Reaktionen zwar menschlich aber nicht sonderlich zielführend für funktionierende zwischenmenschliche Beziehung. Daher solltest du dich mit deinen Triggern und den darauffolgenden Reaktionen auseinandersetzen.
Ich kenne nun meine Trigger-Punkte, aber wie löse ich sie?
Jetzt denkst du vielleicht, wunderbar ich habe meine Auslöser erkannt und muss solche Situationen jetzt also nur noch vermeiden. Ganz so leicht funktioniert das allerdings häufig nicht. Denn wir haben nicht immer Einfluss darauf, ob diese Situationen vermieden werden können oder nicht. Und somit ist es auch unumgänglich, dass von Zeit zu Zeit unangenehme Emotionen auftreten. Und genau deswegen ist es wichtig, dass man lernt mit seinen Triggern umzugehen, um den Alltag zu bewältigen.
Tipps zum Umgang, wenn jemand einen deiner Trigger-Punkt gedrückt hat
1) Akzeptiere deine Gefühle
Erinnere dich zunächst daran, dass es in Ordnung ist in dem Moment so zu fühlen. Sei es Wut, Angst, Trauer, was auch immer ausgelöst wurde, es ist okay, dass manche Geschehnisse diese Emotionen hervorrufen.
2) Schaffe dir Raum
Wenn möglich, dann schaffe dir etwas Raum und entziehe dich der Situation, die dich triggert, für einen Augenblick. Nutze die gewonnen Zeit, um in dich zugehen und tief durchzuatmen. Dies hilft dir dabei die Dinge rationaler zu betrachten. Möglicherweise können dir hier auch Atmungs- und Entspannungsübungen helfen. Sobald du dich entspannter fühlst, kannst du die Situationen mit einem kühlen Kopf angehen.
3) Kommuniziere deine Trigger
Wenn eine Situation mit einer bestimmten Person vermehrt auftaucht, dann solltest du dies kommunizieren, damit es sich in Zukunft vermeiden lässt. Achte jedoch dabei, wie du kommunizierst. Wenn du es als Vorwurf formulierst, kann es wiederum sein, dass du deinerseits einen wunden Punkt drückst und es zum Streit kommt. Und damit ist dann niemandem geholfen.
4) Achtsamkeitsübungen
Üben wir uns in Achtsamkeit, kann es uns helfen die Aufmerksamkeit auf die Gegenwart zu lenken. Durch Stärkung unserer Achtsamkeit sind wir auch vermehrt in der Lage unsere Emotionen bewusster wahrzunehmen. Sind wir besser mit unseren Gefühlen im Einklang, so bietet sich uns ebenfalls die Möglichkeit zu erkennen, was diese auslöst. Dies wiederum ebnet uns den Weg herauszufinden, auf welchem Weg wir damit fertig werden können. Meditation kann ebenfalls sehr hilfreich sein, um sein Bewusstsein zu erweitern. Welche positiven Effekte die Meditation außerdem mit sich bringt, erfährst du hier.
5) Identifiziere toxische Beziehungsmuster
Nicht jeder Mensch ist uns wohlgesonnen. Leider auch nicht immer diejenigen, die uns am Nähsten stehen. Selbstverständlich liegt ein Großteil der Arbeit bei uns, wenn es darum geht unsere Trigger zu erkennen und damit umzugehen. Unser Gegenüber ist allerdings oft für die Handlungen, die unsere Emotionen auslösen verantwortlich. Und es gibt leider auch Menschen, die deine emotionalen Trigger bewusst drücken wollen. Und dies werden sie auch immer wieder tun, ganz egal wie oft du es kommunizierst und bittest, damit aufzuhören. Eine gesunde Beziehung beinhaltet gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt. Drückt jemand deine Trigger bewusst, so fehlt leider auch die nötige Rücksichtnahme und es ist ein Beziehungskonstrukt, welches dir auf Dauer schaden wird und von dem du Abstand nehmen solltest.
Seine Trigger zu identifizieren und mit ihnen umzugehen, ist harte Arbeit und nimmt einige Zeit in Anspruch. Aber die Anstrengung zahlt sich aus, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen und Wohlbefinden geht. Unangenehme Ereignisse entstehen immer wieder und ebenso rufen sie auch immer wieder starke Emotionen hervor. Wenn du die Trigger aber effektiv bewältigen kannst, wird es dir von Zeit zu Zeit immer leichter fallen angespannte Situationen ohne große Not zu bewältigen.
Kommentar schreiben