Erzählen wir unseren Freunden, Familie oder Arbeitskollegen, dass wir gerade nicht ganz so zufrieden sind und uns alles irgendwie stresst, so erhalten wir unzählige Ratschläge. Von „Lass doch mal was im Haushalt oder auf der Arbeit liegen“, „Triff dich doch mal mit anderen Personen in deiner Situation“ oder „Ich kenn da ein ganz tolles Nahrungsergänzungsmittel“. All diese Tipps sind gut gemeint und mögen vielleicht auch eine erste Hilfe bieten, aber langfristig wird es dir nicht weiterhelfen, da es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Was du brauchst, ist eine Veränderung in deinem Leben, denn nur so kannst du dauerhaft deine Situation verbessern und zufriedener sein. Welche Änderung du für dich und dein Leben brauchst, kann dir kein Außenstehender sagen. Das kannst du nur selbst herausfinden, indem du dich und dein Leben betrachtest. Der Schlüssel hierfür ist die Reflexion.
Tipps für mehr Zufriedenheit findest du hier.
Was genau bedeutet reflektieren?
Reflektieren bedeutet im Wesentlichen so viel wie überlegen, nachdenken, innehalten oder in sich gehen. Für viele Menschen steht dieser Begriff in Verbindung mit ihrer Freizeit, da sie sich ab und zu bewusst die Zeit nehmen, all dem Trubel mal zu entfliehen und in sich hinein zu horchen.
Sich selbst zu reflektieren bedeute vor allem, sich mit sich selber zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Das eigene Leben genau unter die Lupe zu nehmen sowie sich und sein Verhalten zu hinterfragen. Daraus sollte man optimaler Weise erkenne, welche (schlechten) Angewohnheiten sich vielleicht eingeschlichen haben – wie du Gewohnheiten ändern kannst, kannst du hier nachlesen – oder wo wir vielleicht noch etwas mehr Potential aus uns herausholen können. Es ist wichtig sich immer mal wieder von der äußeren Unruhe zurückzuziehen und nach Innen zu schauen. Sich Zeit und Raum für sich selbst zu nehmen.
Selbstreflexion ist der Ausgangspunkt für unsere persönliche Weiterentwicklung und maßgebend für alles, was danach kommt.
In sich gefestigte Menschen fürchten sich nicht davor, Zeit alleine zu verbringen. Dies gibt ihnen nämlich die Möglichkeit zur Selbstreflexion, um aus den gemachten Erfahrungen zu lernen.
Welche Vorteile bringt die Selbstreflexion?
Selbstreflexion bietet dem Gehirn die Möglichkeit Ordnung in das vorhandene Chaos in deinem Kopf zu bringen sowie Lehren aus deinen Beobachtungen und Erfahrungen zu ziehen. Die daraus gewonnen Erkenntnisse und Lektionen lassen sich aktiv in dein Leben integrieren. Dies führt wiederum dazu, dass du zu einem positiv-denkenden und selbstbewussterem Menschen wirst. Einen äußerst positiven Effekt hat es ebenfalls, wenn du dir deine Einsichten niederschreibst. Mit dem Schreiben schaffst du einen neuen Raum für deine Gedanken und gönnst deinem Kopf damit eine Pause. Ob du dich morgens, mittags oder abends schriftlich mit deinen Gedanken auseinandersetzt, ist hierbei dir überlassen. Ein weiterer Pluspunkt: Wir sind es mittlerweile so gewohnt quasi nonstop auf den Bildschirm zu starren. Schreibst du deine Gedanken nun in analoger Form nieder, entgehst du zusätzlich externen Reizen. Schreiben bedeutet also ebenfalls Ruhe für Körper und Geist.
Warum du also mit der Selbstreflexion anfangen solltest:
1. Du verstehst dein Verhalten und deine Probleme und schaffst dir somit einen Weg für Veränderungen
Es gibt Situationen, da tun wir etwas und fragen uns erst im Nachhinein, warum wir das eigentlich getan haben. Wenn du zum Beispiel irgendjemanden ohne erkennbaren Grund anblaffst, obwohl er nur eine normale Frage gestellt hat. An dieser Stelle hilft dir die Selbstreflexion weiter. Durch das Hinterfragen kommst du dem Grund auf die Schliche, warum du dich in der Situation so verhalten hast. Viele Reaktionen erfolgen aufgrund von gewohnten Verhaltensmustern und Automatismen und nur, wenn du dich und dein Verhalten hinterfragst, ist es dir möglich deine Beweggründe für die Reaktion zu erkennen. Und gegebenenfalls zu ändern.
Nur wenn du dich selbst kennst, dir über deine Stärken, Schwächen, Vorlieben, Eigenarten, Wünsche und Sehnsüchte Bescheid weißt, bist du in der Lage dein eigenes Verhalten objektiv wahrzunehmen und zu analysieren. Somit schaffst du dir also eine Möglichkeit auch Probleme und Schwierigkeiten differenzierter anzugehen und gibst dir den Raum etwas an deinem Verhalten oder deiner Einstellung zu ändern. Du gibst dir die Möglichkeit dein Leben nach deinen Wünschen, Ziele und Träumen auszurichten.
2. Du bist in der Lage dein Potential zu nutzen und dich somit weiterzuentwickeln
Sobald du dich regelmäßig mit dir selbst, deinen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen beschäftigst, wirst du schnell (eventuell auch etwas überrascht) feststellen, was für ein vielfältiger und talentierter Mensch du bist und wie viel Potential eigentlich in dir steckt. Der Großteil der Menschheit neigt dazu nicht mal ansatzweise sein volles Potential auszuschöpfen. Anstatt Neues auszuprobieren, bleiben wir lieber beim Altgewohnten. Aber dabei lohnt es sich wirklich, deine Komfortzone zu verlassen: Denn nur dort hast du die Möglichkeit neue Seiten an dir zu entdecken. Daher solltest du dir angewöhnen einfach mal über den Tellerrand hinauszublicken und deine Möglichkeiten zu erforschen.
3. Du investierst in Dinge, die dir wichtig sind und verlierst das Wesentliche nicht aus den Augen
Optionen und Möglichkeiten gibt es unzählige. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass du dir im Klaren darüber bist, was DU eigentlich möchtest und wo DEINE Prioritäten liegen. Bist du dir darüber im Klaren, so bist du auch in der Lage dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Du weißt genau, wen oder was du in deinem Leben haben möchtest, wofür du Energie aufwenden möchtest und welche Personen und Situationen keinen Platz in deinem Leben finden.
4. Du handelst selbstbestimmt und eigenverantwortlich
Je mehr du reflektierst, desto mehr wirst du auch deine Gefühle wahrnehmen und ein Gespür dafür bekommen, was dir guttut und was eben nicht. Bist du an dem Punkt, kannst du auch direkt loslegen: Verabschiede dich von Aktivitäten, Menschen und Situationen, die dir nicht guttun, die dich runterziehen und fokussiere dich stattdessen auf all die Dinge, die dir guttun, dir weiterhelfen oder für dich persönlich wichtig sind. Selbstreflexion bietet dir die Möglichkeit dein Leben viel aktiver zu gestalten, als du es bisher vielleicht getan hast. Im laufenden Prozess werden sich dir immer wieder neue Möglichkeiten eröffnen, denn keine Entscheidung ist in Stein gemeißelt. Vielmehr ist es ein stetiger Prozess. Denn wenn du selber wächst, wachsen auch deine Träume, Wünsche und Ziele mit. Die Selbstreflexion hilft dir auf deinem Weg immer wieder den Kurs zu überprüfen und dich zu vergewissern, ob du nach wie vor auf dem richtigen Weg für dich bist.
5. Du schaffst dir Ruheinseln im Alltag
Unsere Zeit wird immer schnelllebiger und Auszeiten immer wichtiger. (Warum Auszeiten wichtig sind, erfährst du hier). Nimmst du dir die Zeit zum Innehalten und reflektieren, so schaffst du dir auch direkt eine Ruheinsel im Alltag. Du trittst einen Schritt zurück von deinem überwältigenden Alltag mit all den Aufgaben, Informationen und Verpflichtungen und nimmst dir Zeit und Raum, dich zu fragen, was dir gerade gut tun würde.
Wie kannst du im Alltag mehr Raum für Selbstreflexion schaffen?
Besonders wenn man erst mit der Selbstreflexion anfängt, ist es nicht gerade leicht Platz dafür in seinem Alltag zu schaffen. Wir lassen uns noch viel zu sehr von den äußeren Einflüssen und dem Alltagstrubel ablenken. Somit ist die Grundvoraussetzung also, dass du dir gezielt Zeitfenster reservierst, in denen du dich mit dir selbst beschäftigst. Diese Zeitfenster gehören nur dir und sie sind enorm wichtig. Anfangs wird es dir vermutlich noch ziemlich schwer fallen am Ball zu belieben. Daher rate ich dir auch gezielt feste Termine dafür festzulegen. Wenn du das nicht tust, ist die Gefahr groß, dass es zwischen deinen weiteren Tages-To-Dos untergeht. Welche Tageszeit sich für dich am besten eignet, prüfst du am besten anhand deines Terminkalenders.
Ich persönliche reflektiere im Kleinen jeden Tag indem ich ein Bullet Journal führe. Dadurch lass ich jeden Abend meinen Tag Revue passieren und kann direkt beurteilen, wie der Tag war und was ich morgen eventuell besser machen möchte. Darüber hinaus nehme ich mir jeden Sonntag die Zeit einmal die kommende Woche zu visualisieren, meinen Wochenplan zu erstellen und Prioritäten für die neue Woche zu setzen. Mir hilft das enorm, um am Ball zu bleiben, den Fokus nicht zu verlieren und meinen Wünschen und Zielen jeden Tag ein Stückchen näher zu kommen. Zusätzlich mache ich dann noch eine Monats-Reflexion, in der ich mir anschaue, wie der Monat im Allgemeinen verlief, wie meine Gesamtstimmung war und auf welchen Bereich (Familie, Privatleben, Sport, Achtsamkeit, Dankbarkeit, etc.) ich vielleicht wieder mehr Acht geben muss. Zum Ende des Jahres oder spätestens zum Beginn des neuen Jahres steht bei mir dann auf dem Plan, dass ich das vergangene Jahr reflektiere und mir Ziele für das neue Jahr setze. Die Schlüsse aus Jahresrückblick 2020 findest du hier.
Wie du merkst bin ich ein großer Freund von der Thematik Selbstreflexion. Ich kann dem nur Positives abgewinnen und hoffe ich konnte dich vielleicht auch zu mehr Selbstreflexion anregen. Den meiner Meinung nach sind selbstreflektierte Menschen wesentlich ausgeglichener, freundlicher, gelassener und es würde der Allgemeinheit einfach gut tun, wenn es mehr Menschen dieser Art gibt.
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