Psychische Krankheiten nehmen immer mehr zu und dennoch sind sie noch häufig ein Tabu-Thema. Es wird oft stigmatisiert und somit kommt es dazu, dass Betroffene ungern darüber reden, da sie auf wenig Verständnis treffen. Wobei genau das der falsche Ansatz ist. Es ist wichtig, dass das Verständnis für psychische Erkrankungen gestärkt wird, um einen normalen Umgang damit überhaupt zu ermöglichen. Gerade Depressionen werden oft damit gleichgesetzt, dass die betroffene Person vielleicht einfach nur keine Lust hat oder sich „anstellt“. Mitunter wird den Personen auch einfach nur ein schwacher Charakter unterstellt. Situationen werden mit Floskeln wie „Nun hab dich mal nicht so“ oder „Da musst du jetzt einfach mal die Zähne zusammenbeißen“ kommentiert. Dabei ist Depression eine ernstzunehmende Krankheit, die meist rein gar nichts mit dem Charakter der betroffenen Person zu tun hat.
Leidet ein Mensch unter Depressionen, so erlebt dieser eine Phase tiefer Traurigkeit verbunden mit Ausweglosigkeit. Übliche Begleiterscheinungen sind andauernde Niedergeschlagenheit oder gedrückte Stimmung. Letztlich können sich Depressionen ganz unterschiedlich äußern. Zu den körperlichen Symptomen zählen unter anderem Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Depressionen können auf unterschiedlichste Weise behandelt werden, zu den wichtigsten zählen die Psychotherapie sowie die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva. Aber dieser Weg ist nicht für jeden Menschen der Richtige. Und auch das muss man akzeptieren, selbst wenn es einem schwer fällt.
- Du bist selbst betroffen, dann suche dir Hilfe! Zum Beispiel hier. -
Wenn dein Partner oder eine dir nahestehende Person an Depressionen leidet, kann es mitunter auch für dich schwer werden. Es ist absolut nicht leicht und vor allem tut es auch weh einen geliebten Menschen so leiden zu sehen. Gern möchte man ihn unterstützen und ihm helfen. Jedoch darf man sich selbst dabei nicht vergessen.
Denn eins vorab: Einen depressiven Menschen zu unterstützen ist nicht einfach und kostet sehr viel Kraft. Bei mir hat es weit mehr als 2 Jahre gedauert, alles vollumfänglich zu verstehen und zu merken bzw. glauben, dass ich wirklich eine Stütze sein kann. Ich habe anfangs auch sehr viel falsch gemacht und habe mehr gelitten als notwendig. Auch wenn natürlich sämtliche Erfahrungen und auch Krankheitsbilder sehr individuell sind und meine Erfahrung sicher nicht auf jeden zutreffen, liegt mir dieser Artikel besonders am Herzen, da ich anderen Menschen gern diese Last abnehmen möchte.
Wie das Leben mit einem depressiven Menschen – in diesem konkreten Fall einem Mann - sein kann, wird in diesem Artikel wie ich finde sehr gut und detailliert beschrieben. Er spiegelt vieles so wider, wie auch ich es erlebt habe und gibt einen guten Einblick, was man vom Leben mit einem depressiven Partner „erwarten“ kann und wozu man bereit sein sollte.
Ich möchte den Artikel an dieser Stelle mit dem wie ich finde treffendsten Punkt zitieren:
„Depression nimmt dem Mann, den ich liebe, seine Liebe zu mir und macht aus ihm einen bösen, gemeinen Kerl, der mich wegstößt, wenn ich versuche, für ihn da zu sein.“ Diese Erfahrung habe ich selber machen müssen und trifft in meinen Augen den Nagel auf den Kopf.
Nun möchte ich aber auf die Dinge eingehen, die ich konkret falsch gemacht habe:
Ich habe viel zu viel auf mich bezogen, wo es einfach fehl am Platz war.
Ich habe mich nicht von der Krankheit abgegrenzt.
Was nicht nur für den Zustand des Betroffenen nicht zuträglich war, sondern auch für mich nicht. Anstatt eine Hilfe zu sein, bin ich letztendlich mehr und mehr mit in diese Negativspirale reingeraten und hätte wohl selbst Hilfe nötig gehabt.
Ich habe Nächte damit verbracht mich zu fragen, wie ich helfen kann, was ich falsch mache.
Es drehte sich in meinem Kopf alles darum, währenddessen wurde mir vorgeworfen, dass ich gar nichts tun würde, um zu helfen. Daraus wuchs immer mehr Verzweiflung.
Ich hatte dauerhaft Angst, es könnte etwas Schlimmes passieren.
Ich habe mein Leben danach ausgerichtet, immer auf Abruf bereit zu sein. Ich habe meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse hintenangestellt und hatte dennoch nicht im Ansatz das Gefühl eine wirkliche Hilfe oder Stütze zu sein.
Ich habe mir nicht nur keine Hilfe geholt, ich habe auch aufgehört darüber zu sprechen.
Das Thema überfordert Menschen, das ist auch in Ordnung. Nachdem ich in meinem Umfeld festgestellt habe, dass ich auf wenig bis kein Verständnis treffe, weil sie sich eben noch nie mit solchen Themen auseinandersetzen mussten, habe ich einfach komplett aufgehört darüber zu reden. Ich hatte keine Lust mir altkluge Sprüche anzuhören und somit war es in dem Moment der leichtere Weg, es einfach tot zu schweigen. Aber dauerhaft mit seinen Problemen allein umzugehen ist auch nicht gerade leicht und tut vor allem dem eigenen Wohlbefinden nicht gut.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was mich in der Zeit, bevor ich die Krankheit vollumfänglich verstanden habe, geplagt hat. Der für mich wichtigste Punkt, um mit all dem Umzugehen war letztendlich die Abgrenzung zur Krankheit. Geschafft habe ich es damit, Biografien von Menschen zu lesen, die ebenfalls an Depressionen leiden. Ich habe sehr viel von meinem damaligen Partner dort wiederfinden können und das hat es mir erstmals ermöglicht Äußerungen und Handlungen nicht auf mich zu beziehen, sondern der Krankheit zuzuschreiben.
Was du also tun kannst, um einen depressiven Partner zu unterstützen:
Informiere dich
Informiere dich über die Krankheit und insbesondere die Symptome, die dein Partner aufzeigt. Denn nur, wenn du wirklich weißt worum es geht und die Krankheit verstehst, kannst du auch nachhaltig helfen. Mit der Zeit wirst du auch ein besseres Gespür dafür entwickeln, was die Person gerade braucht.
Begreife, dass die Krankheit nichts mit dir zu tun hat
Bei Depressionen ist es nicht unüblich, dass die betroffene Person eine gewisse Emotionslosigkeit allem gegenüber entwickelt. Auch dir als Partner gegenüber. Da können dann auch mal Sätze wie „Ich weiß nicht, ob ich dich noch liebe“ oder gar noch härter „ich empfinde nichts mehr für dich“ fallen. Wenn du trotz dessen gewillt bist, die Beziehung aufrecht zu erhalten, musst du zu aller erst verstehen, dass die Krankheit nichts mit dem Charakter der Person zu tun hat. Und somit haben auch solche Äußerungen nichts mit den wahren Gefühlen zu tun. In dem Moment spricht die Krankheit aus der Person. Je mehr du dich damit auseinandersetzt, desto mehr wirst du merken, wann die Person spricht, wann die Krankheit. Auch für deine Gesundheit ist es ganz essentiell, dass du die Krankheit von dir und deinem Partner abgrenzen kannst. Niemals darfst du die Symptome auf dich beziehen.
Es kann auch vorkommen, dass du aufgrund von Äußerungen der Person das Gefühl bekommst, gar nichts richtig zu machen. Hier bedarf es dann an besonders viel Feingefühl. Ich wurde zum Beispiel häufig damit konfrontiert, dass ich ja nichts tun würde, um ihn aus der Situation hinauszuziehen. Dabei war es ein Tanz auf der Messerklinge zu erahnen, wann Ablenkung und die Außenwelt wirklich zuträglich waren und wann äußere Einflüsse alles nur verschlimmert haben. Depressionen treten eben nicht nur um 3 Uhr nachts auf, sondern eben auch unter Freunden, beim Essengehen oder beim Einkaufsbummel.
Akzeptanz
Akzeptiere die Krankheit. In den meisten Fällen wird sie einen ein Leben lang begleiten. Je eher man diese Situation akzeptiert, desto eher kann man Wege finden damit zu leben. Wünscht man sich hingegen beständig die „schöne Zeit“ zurück, sollte man hinterfragen, ob man wirklich bereit ist, die Beziehung aufrecht zu erhalten, denn die „schönen Zeiten“ sind Momentaufnahmen. Auch wenn die „schönen Zeiten“ natürlich den wahren Charakter der Person widerspiegeln, hat diese nur bedingt Einfluss darauf, wann es ihr gut geht und wann die Depressionen die Fäden in der Hand hat. Je eher man das akzeptiert, desto eher kann man lernen mit dieser Form der Beziehung zu leben. Es ist nun mal eine andere Beziehung als zu einem mental gesunden Menschen.
Selbstfürsorge
Achte auf dich. Wie ich schmerzlich feststellen musste, ist es ganz fatal das nicht zu tun. Daher möchte ich dir das gern ersparen. Also kommuniziere gut mit deinem Partner. Sage ihm, wenn seine Depressionen dich gerade überfordern. Wichtig ist, dass du ihm dabei jedoch keine Vorwürfe machst. Denn glaub mir, wenn er könnte, würde er dir diese Last gar nicht erst zumuten. Nimm dir also bewusst auch Zeit für dich, nimm deine Gefühle war und schalte auch einfach mal ab.
Gib dem Betroffenen Raum
Auch wenn wir am liebsten rund um die Uhr für die Person da sein wollen und alles Mögliche tun möchten, um ihr zu helfen, dürfen wir nicht vergessen den Betroffenen auch Raum zu geben. Es gibt manche Situationen, da können wir einfach nicht helfen. Da machen wir es mit unserer Anwesenheit eher noch schlimmer, weil sich der Partner dann schuldig fühlt, dass er uns den Tag vermiest oder Ähnliches. Also höre deinem Partner zu, fordert er Raum, dann gib ihm diesen.
Setze Grenzen
Das ist ein wichtiger Punkt zum Schutz für dich und eure Beziehung. Die Krankheit kann sehr überwältigend sein und gerade in den depressiven Phasen dreht sich ziemlich viel darum. Also setze Grenzen, denn du musst dir auch in den depressiven Phasen nicht alles gefallen lassen.
Auch du darfst Zweifel haben
Selbstverständlich darfst auch du mal Zweifel haben oder einen schlechten Tag. Das ist ganz natürlich und auch wenn du eher das stützende Element bist, gibt es eben auch doch Tage, an denen das einfach nicht möglich ist. Sprich offen mit deinem Partner darüber und friss diese Zweifel und Sorgen nicht in dich hinein.
Auch du kannst dir Hilfe suchen
Genau so wie es verschiedene Institutionen gibt, an die sich depressive Personen wenden können, gibt es auch viele Möglichkeiten, wo sich Betroffene Hilfe holen oder einfach austauschen können. Das Gefühl nicht allein mit einer Situation zu sein, kann manchmal schon Wunder bewirken.
Der Kampf gegen Depressionen ist nicht nur für die betroffene Person schwer, sondern auch für die nächsten Angehörigen. Daher war es mir ein Anliegen darzustellen, welche Schwierigkeiten mir damit begegnet sind und was ich daraus mitgenommen habe, in der Hoffnung einigen Personen damit helfen zu können. Die Reihenfolge der Aufzählung stellt dabei jedoch keine Gewichtung dar, weil ich der Meinung bin, dass alle Punkte gleich wichtig sind und man sich mit allem auseinandersetzen sollte, um sich selber vollumfänglich zu schützen. Denn du und deine mentale Gesundheit sollten an erster Stelle stehen.
Du hast das Gefühl einer der Menschen in deiner Umgebung hat mit Depressionen zu kämpfen?
Dann suche das Gespräch mit ihm, frage, wie du ihn unterstützen kannst, handle aber auf keinen Fall eigenmächtig, denn dadurch kann das Ganze nach hinten losgehen und die Person fühlt sich bevormundet. Ähnlich wie bei einer Sucht kannst du nur helfen, wenn der Betroffene den Zustand akzeptiert hat und selber etwas ändern möchte.
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