Mit dem Wort bzw. der Krankheit Burnout können vermutlich die meisten Personen etwas anfangen. Vor allem, weil die Krankheit durch die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit zunehmend Platz in der Gesellschaft gefunden hat.
Der Vollständigkeit halber möchte ich dennoch eine kurze Definition liefern: Burnout (psych.): Syndrom des Ausgebrannt seins, der völligen psychischen und körperlichen Erschöpfung.
Ich denke, jeder kennt diese Symptome. Ich hoffe allerdings, dass es bei den meisten nur eine Phase ist und nicht jeder, der mal müde oder kaputt ist, leidet gleich an einem Burnout. Leider wirkt es auf mich zunehmend so, dass einige Ärzte – vielleicht aus mangelnder Zeit – vorschnell Diagnosen stellen und das Burnout an sich somit zu einer Art „Mode Krankheit“ geworden ist. Aber dennoch darf man diese Krankheit trotz möglicher Mode-Erscheinung nicht unterschätzen. Falls du betroffen bist, such dir Hilfe! Anonyme Hilfe findest du unter anderem hier.
Auch ich habe die Symptome lange auf die leichte Schulter genommen, ich war überarbeitet, müde, kaputt, antriebslos und wollte morgens einfach nicht mehr aufstehen. Aber ich habe mir dennoch eingeredet, dass ich mich ja nur anstelle und andere mit solch einem Pensum ja auch locker fertig werden. Doch selbst WENN dem so ist, heißt es noch lange nicht, dass man selber damit locker fertig wird. Jeder Körper hat eine andere Belastungsgrenze und auf die gilt es zu hören! Auch wenn es schwerfallen mag.
Ich selber habe das Wachrütteln von außen gebraucht. Ich habe in der besagten Zeit 8 Kilo ohne mein dazutun verloren (wobei ich an dieser Stelle sagen muss, dass Rückfragen zu etwaigen Essstörungen etc. auch nicht gerade förderlich für meine mentale Gesundheit waren, sondern lediglich ein zusätzlicher Stressfaktor.) und viele in meinem Umfeld fingen an sich um mich zu sorgen. Meine äußerliche Erscheinung zu der Zeit kommentierte eine Freundin wie folgt: „Du sahst zwischenzeitlich so abgefuckt aus.“ Rückfragen zu meiner aktuellen Situation habe ich stets mit Sätzen wie „ach, es ist halt eine anstrengende Phase“ abgetan und man solle sich nicht sorgen. Aber mit etwas Abstand kann ich nun sagen, sie haben sich zu Recht gesorgt.
Wenn meine Mutter nicht mehr oder weniger durch Zufall einen kleinen Nervenzusammenbruch mitbekommen hätte und mich nicht eindringlich gebeten hätte beim Arzt wenigstens einmal zu prüfen, ob wenigstens körperlich wirklich alles mit mir in Ordnung ist, hätte ich so einige Erkenntnisse vermutlich immer noch nicht erlangt. Ich habe eine Ärztin aufgesucht und nur kurz angeschnitten, worum es geht. Ich war nie ein Fan davon meine Probleme groß zu kommunizieren und auch in dieser Situation fiel es mir schwer. Aber diese Frau hat mich relativ schnell durchschaut und sagte zu mir die rettenden Worte, die ich hören musste:
„Nicht jeder Mensch ist für jede Belastungsart gemacht. Und für manche Situationen ist kein Mensch gemacht, weil sie schlichtweg unzuträglich für das Wohlbefinden sind. Das hat nichts mit scheitern oder aufgeben zu tun“.
Sie hat mich genau dort getroffen, wo es mich am meisten getriggert hat: Aufgeben oder Scheitern. Zwei Dinge, die für mich nie in Frage kamen. Und ich kann sagen: ZUM GLÜCK! Hätte ich diese Worte nicht von einer fremden Person gehört, hätte sie mir nicht gesagt, dass rein objektiv meine Situation nicht zuträglich für mein Wohlbefinden ist, hätte ich mir vermutlich nie die Augen öffnen lassen. Ich wäre vermutlich immer noch der Meinung, dass ich nur einfach „zu schwach“ sei. Doch oftmals ist man nicht zu schwach, sondern die Situation einfach zu übermächtig. Nach diesem Termin fühlte ich mich bestärkt und der Entschluss einen neuen Job zu suchen war gefasst. Wichtig war mir beim neuen Job eigentlich nur eins: Er sollte entspannter sein.
Binnen weniger Wochen hatte ich einen neuen Job gefunden, der versprach wesentlich entspannter zu sein. Das war er auch tatsächlich. Dieser Umstand machte mich sehr glücklich und ich dachte, ich sei endlich auf dem richtigen Weg. Doch auch hier rückte das Selbstschaffende, was nach wie vor in meinem Kopf kreiste, wieder in den Hintergrund. Aber das war okay, schließlich wollte ich mich auch erstmal auf mich besinnen. Die „verlorene“ Zeit nachholen, mich um mich selber kümmern und erholen. Ich fing wieder an das Leben zu genießen. Letztlich hatte ich ja jetzt die Zeit dazu.
Ich habe diese Zeit sinnvoll genutzt, sehr viel reflektiert, aufgearbeitet und haben mit vielen Dingen meinen Frieden gefunden, die zuvor noch nicht abgeschlossen waren. Ich fühlte mich großartig, bereit endlich durchzustarten. Doch womit? Sportlich war es aufgrund des Lockdowns sehr stark eingeschränkt und beruflich war ich alles andere als ausgefüllt. Somit fiel ich nach wenigen Wochen in ein Stadium des Boreouts ohne es zu merken. Ich war wieder müde, träge, antriebslos. Und auch hier habe ich es anfangs nicht wirklich realisieren wollen, dass dies die Auswirkungen eines unerfüllenden Jobs sind – hätten mir diese Symptome doch allzu bekannt vorkommen sollen. Realisiert habe ich das auch erst wieder durch den Einfluss von außen: Die betriebsbedingte Kündigung dank Corona.
Im ersten Moment brach eine Welt für mich zusammen – Ich, arbeitslos. Das kam in meinem Plan fürs Leben nun wirklich nicht vor. Nachdem ich mir die Zeit genommen habe, um in mich zu gehen und zu reflektieren. Mich neu zu ordnen und zu überlegen, was ich nun mit diesem Umstand anfangen sollte, habe ich bemerkt, dass eine Arbeitslosigkeit zum jetzigen Zeitpunkt genau das richtige sein könnte. Dass diese Kündigung der Arschtritt war, den ich brauchte, um mich dieses Mal wirklich komplett umzustrukturieren. Um den Fokus auf mich und mein Leben zu lenken.
Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich in beiden Situationen den „Arschtritt vom Leben“ bekommen habe, der bewirkt hat, dass ich Dinge eklatant ändere. Aber darauf kann und darf man sich nicht verlassen. Es hätte auch ganz anders kommen können. Denn sowohl Über- als auch Unterforderung können gefährlich werden.
Also gib immer Acht auf dich, horche in dich hinein:
Wie geht es dir?
An welchem Punkt im Leben befindest du dich?
Bist du glücklich?
Tust du das, was du tun musst, um deine Ziele/Wünsche zu erreichen?
Beantworte all diese Fragen für dich und nur für dich - quasi ohne Rücksicht auf Verluste - und ziehe daraus deine Schlüsse. Höre auf Dich mit anderen zu Vergleichen und mach dein Ding. Es ist Dein Leben!
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