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What if 2020 isn't cancelled?

 2020 isn’t cancelled, but rather the most important year of them all.

 

Auf diesen Spruch bzw. auf dieses Bild bin ich Anfang Juni 2020 zum ersten Mal aufmerksam geworden. Mental befand ich mich zu dem Zeitpunkt in einem guten Stadium. Der Job schien sicher (hat man doch schon von vielen im Umfeld gehört, dass sie entweder gekündigt wurden, in Kurzarbeit sind oder sonstige Schwierigkeiten mit der Situation haben), die Tage wurden länger und schöner, der Sommer war da und ich hatte mich an das Home-Office und das damit einhergehende Social Distancing gewöhnt.

Kurz um: Zu dem Zeitpunkt, als dieses Bild das erste Mal auf meinem Bildschirm auftauchte, hatte ich eigentlich nichts mehr zu beklagen.

 

Aber zwischen Anfang Juni und Beginn des ersten Lockdowns liegen knapp 3 Monate. Und natürlich hatte auch in meine Schwierigkeiten mit dieser ungewohnten, neuen Situation. Ich hatte einen neuen Job angefangen, kannte dort die Kollegen noch nicht sonderlich gut, meine langjährige Beziehung nahm ein Ende und mit Freunden treffen war zu der Zeit nur sehr eingeschränkt möglich. Somit hatte ich - wie ich glaube fast jeder von uns - von jetzt auf gleich ungewohnt viel Zeit. Dadurch, dass ich es aus den letzten Jahren gewöhnt war quasi gar keine Zeit zu haben, traf mich dieses „zu viel Zeit haben“  besonders unerwartet. Bedingt durch einen Jobwechsel ging ich von schätzungsweise 60 Wochenstunden auf 40 Stunden im Homeoffice runter. Und wie wir alle mittlerweile wissen, eine Wohnung lässt sich hervorragend während der Homeoffice Zeit putzen. Somit fielen auch privat Dinge, die vergangenes Jahr noch die übrige Zeit eingenommen haben, weg. Und so fand ich mich also wieder, unter der Woche gegen 15:30 Uhr, alle Tages-To-Dos erledigt und wusste rein gaaaar nichts mit mir anzufangen. Nicht mal ins Fitnessstudio konnte ich gehen.

 

Und genau hier trifft der folgende Satz zu:

„A year so uncomfortable, so painful, so scary, so raw – that it finally forces us to grow“.

Ich hatte schlichtweg keine andere Wahl, als mich mit mir selbst und meinem Leben auseinanderzusetzen. Ich hatte ja immerhin zu viel Zeit. Gedanken, die ich im Alltagstrouble gut mit dem Faktor „dafür habe ich jetzt keine Zeit“ abtun konnte, tauchten vermehrt auf. Und letztendlich begann ich somit mein Leben komplett umzustrukturieren. Ich suchte den Ausgleich des langen Sitzens und zu Hause Hockens in langen Spaziergängen oder Radfahrten, ich fing endlich an die Zeit mit mir selber WIRKLICH zu nutzen und vor allem auch zu mögen. Es hat mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet, ich weiß heute besser, was ich möchte, wohin es gehen soll und womit ich mich nie wieder abgeben möchte. Ich hatte das Glück die Zeit wirklich nutzen zu können, um über mich selber hinaus zu wachsen. Und wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, ob das ohne den Lockdown zu dieser Zeit stattgefunden hätte.

„A year we finally accept the need for change. Declare the change. Work for change. Become the change.”

 

Warum ich dieses Bild nun nochmal ausgrabe, hat den Grund, dass ich glaube, dass wir alle über den Sommer vergessen haben, in welcher Situation wir uns befinden. Die bestehenden Regeln waren aushaltbar, man hatte sich dran gewöhnt und so langsam stellte sich eine Art Normalität ein. Die Bars und Restaurants machten wieder auf und man konnte wieder ausgehen. Es war wieder möglich Urlaub zu machen – wenn auch nur beschränkt – und ich bin mir sicher eine Vielzahl von Menschen haben die Tatsache, dass eine zweite Infektionswelle kommen kann und wird vollkommen außer Acht gelassen. Ich mache mich da im Übrigen selber auch nicht von frei. Rational war mir das zwar bewusst, ich wollte mich damit aber einfach nicht beschäftigen. Frei nach dem Motto, was ich nicht weiß und nicht sehe, findet auch nicht statt.

 

Und genau aus diesem Grund, traf mich der sogenannte Lockdown light nochmal härter. Ich war doch jetzt „fertig“ mit dem ersten Step meiner Entwicklung, wollt loslegen, all die Dinge angehen, die ich im Frühjahr noch nicht angehen konnte. Aber die Situation hatte da andere Ideen: Neue Einschränkungen. Und dieses Mal haben wir keinen Sommer, kein gutes Wetter, das die Stimmung natürlich aufhellt. Da musste ich ehrlicherweise erstmal schlucken. Und genau das ist auch der Grund, warum ich dieses Bild nochmal aufgreife. Ich glaube so manch einer kann, wenn er sich wirklich darauf besinnt, etwas Positives aus dem ersten Lockdown ziehen. Sei es etwas, was man sich neu angeeignet hat oder aber die Tatsache, dass man sich selbst besser kennengelernt hat. Und bei den positiven Aspekten aus dem vergangenen Lockdown möchte ich ansetzen und daran erinnern. Denn dieser zweite Lockdown in der dunklen Jahreshälfte wird weitaus anstrengender, kräftezehrender und emotional viel belastender sein. Es wird früh dunkel, es ist grau, nass und die Gefahr, dass man die Wohnung gar nicht mehr verlassen möchte, wird immer größer. Deswegen möchte ich, dass auch du dir die guten Seiten (ja, es sind wenige aber dennoch!) immer wieder vor Augen führst. Schreibe sie dir auf, damit du sie nicht vergisst. Wir können beeinflussen wie wir uns fühlen. Um sich gut zu fühlen, hilft es also den Blick auf das Positive zu lenken - auch oder eher gerade dann, wenn es im Vergleich mehr negative als positive Aspekte gibt.

 

Letztlich möchte ich auch zu mehr Rücksichtnahme und Gemeinschaft aufrufen: Gib Acht auf dein Umfeld! Gibt es Personen, von denen du viel weniger hörst als sonst oder bei denen du dich lange nicht gemeldet hast? Dann nimm dir doch gleich vor, dich dort einmal nach dem Rechten zu erkundigen. Wir haben aktuell leider eine Zeit vor uns, die für den ein oder anderen brenzlig werden könnte. Also kümmere dich gut um dich selber und schaue dabei auch nach links und rechts. Gemeinsam werden wir auch diesen Lockdown durchstehen!

 

Zum Schluss noch ein paar Tipps, was ich aktiv tue, um der trüben, grauen Stimmung entgegenzuwirken:

 

1. Ich habe meine Mittagspause verlängert, um in dieser ca. eine Stunde spazieren zu gehen und wenn möglich Sonnenlicht zu tanken.

Die Bewegung und die frische Luft sorgen für einen klaren Kopf, mit dem man nach der Pause wieder gut weiterarbeiten kann.  (Und ganz nebenbei sieht man andere Personen, Tiere und Orte und allein das kann – je nachdem wie viel Kontakt man eben im Homeoffice hat oder auch nicht -  manchmal schon beruhigend sein).

 

2. Ich mache täglich Sport.

Mal ist es ein intensives Workout, an anderen Tagen bleibt es bei einer 10-15-Minütigen Mobility oder Yoga-Session. Die tägliche Betätigung dient mir als Ausgleich für das viele Sitzen und ist jeden Tag etwas, auf das ich mich freue und wobei ich abschalten kann.

 

3. Ich kommuniziere regelmäßig mit Familie und Freunden. Sei es via Videochat oder einfach nur per Messenger.

 

4. Ich investiere mehr Zeit in meine Ernährung.

Sprich ich mache mir mehr Gedanken darüber, was ich wann kochen möchte und zelebriere dadurch die Mahlzeiten mehr.

 

5. Ich lese mehr.

Die kalte Jahreszeit ist für mich auch immer die Zeit in der ich ein Buch nach dem nächsten verschlinge. An regnerischen Tagen lässt es sich wunderbar mit einem guten Buch und einer Kanne Tee auf dem Sofa einkuscheln.

 

6. Ich drehe mindestens einmal am Tag die Musik laut auf und singe und tanze zu meinen Lieblingsliedern.

(An dieser Stelle ein großes Sorry an meine Nachbarn). Ausgelassen zu singen und zu tanzen macht mir einfach immer gute Laune und es fühlt sich gut an.

 

7. Ich halte noch stärker an meiner Routine fest als sonst, um mich nicht den viel zu kurzen, kalten Tagen hinzugeben. 

 

Ich hoffe für dich war der ein oder andere Tipp dabei.

Ich wünsche dir einen wundervollen Tag – bis bald!

 

Deine Hannah

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